Seite 1 , Seite 2 , Seite 3 , Seite 4 , Seite 5

Mittwoch, 04.07.2007 – Tag 9

Geysir, aufgelockerte Bewölkung, windstill

Beim Besuch von Gullfoss kommen wir am Morgen gerade noch dem großen Touristenstrom zuvor. Gulfoss ist nie wirklich einsehbar; die ausgeprägte Gischt an diesem Tag und das noch weitläufiger als früher abgesperrte Gelände machen es noch schwieriger als vor drei Jahren einen guten Blick auf den Wasserfall zu erheischen. Aber beeindruckend ist es allemal, wenn die gewaltigen Wasser des Stroms auf einen zufliessen. Fotos geben den Eindruck dieses gewaltigen Naturschauspiels nur unzureichend wieder…

Von Gullfoss aus machen wir uns auf den Weg nach Skalholt zum ehemaligen Bischofsitz. Um die grosse Kirche herum gibt es ausgedehnte archäologische Ausgrabungen und im Keller eine gute Ausstellung über die verschiedenen Kirchen, die früher an dieser Stelle gestanden haben.

Dann wollen wir uns den mächtigen Krater Kerid anschauen, aber es gewittert gerade so heftig (und klar abgegrenzt), dass wir beschliessen erst mal eine Kleinigkeit zu essen und dann, als sich das Wetter immer noch nicht bessert, später wiederzukommen. Die vielen Kreuzfahrt-Ausflugsbusse die wir auf dem Parkplatz antreffen haben es nicht so gut. In ihrem Programm ist keine Pause vorgesehen und so haben die Ausflügler nur die Wahl den Krater entweder im strömenden Regen oder gar nicht zu besichtigen. Wir fahren jedenfalls erst einmal weiter nach Hveragerdi.

Wir folgen einem weiteren Ausflugsbus durch die Stadt Hveragerdi, vorbei an einigen Gewächshäusern, die für diese Gegend charakteristisch sein sollen, aber vielfach ungenutzt oder sogar verwahrlost sind. Wir verlassen die Busroute und suchen selbst das Hochtemperaturgebiet, das zwar umgeben von Gewittern, aber aktuell regenfrei ist. Die heissen Quellen vor Ort sind zwar recht nett anzusehen, aber nicht zu vergleichen mit denen auf Reykjanes oder am Myvatn. Es soll in der Nähe noch viele weitere heisse Quellen geben, die man in einer schönen Halbtags- oder Tageswanderung erkunden kann, aber dafür ist uns das Wetter nach den bisherigen Erfahrungen des Tages deutlich zu regnerisch und v.a. gewittrig.

Von Hveragerdi aus fahren wir zurück zum Krater Kerid. Das Warten hat sich gelohnt. Der Kerid präsentiert sich diesmal ohne Regen und ohne Busse. Der Krater ist mit seinem vollständigen Rund, dem vielfarbigen Gestein an den Innenwänden und dem Grundwassersee sehr schön, allerdings nicht so beeindruckend wie der Eldborg.

Danach fahren wir über Laugarvatn zurück nach Geysir. Ein spätnachmittäglicher Gang zum Aussichtspunkt über dem Geysirgebiet führt zu einer weiteren heißen Quelle, die klar ist und sehr stark sprudelt.

Donnerstag, 05.07.2007 – Tag 10

Geysir, bewölkt, später aufklarend, windstill, warm

Heute führt uns die Reise von Geysir nach Hrauneyjar, nicht bevor wir uns im Geysir Visitor Center noch eine Plüschrobbe zugelegt haben.

Im Tal der Tjorsa machen wir an dem gleichen Aussichtspunkt an der Strasse 32 halt wie vor 3 Jahren. Von dort bietet sich ein überwältigender Blick über die Gegend des Tjorsadallur.

Von dort fahren wir nach Tjodveldisbaer, der Rekonstruktion des Hofes von Stöng. Die Rekonstruktion vermittelt eine gute Vorstellung eines großen Gehöfts des 12. Jahrhunderts, wirkt aber im Vergleich zum kleineren und einfacheren Erikstadir etwas verlassen und vernachlässigt. Das Gras auf dem Dach ist vollständig vertrocknet und somit eigentlich unbrauchbar. Der Kessel über der Feuerstelle, in der schon lange kein Feuer mehr brannte, ist verrostet und der Faden am Webstuhl abgerissen. An dem zunächst fein gewebten Tuch wurde anscheinend länger nicht mehr gearbeitet. Dafür wurde das Bett mit einem Eisbärfell und einem sehr schön ornamentierten Schwert bereichert.

Von der Rekonstruktion fahren wir sogleich weiter zum Original Stöng. Durch den unmittelbaren Vergleich mit der Rekonstrukion erschließen sich die Baureste der Ausgrabung recht gut. Das Schutzdach, das grob die ursprüngliche Form des Langhauses wiedergibt wirkt ausgebaut oder teilweise erneuert gegenüber unserem letzten Besuch und wir erkennen deutlich mehr Details der Konstruktion als damals.

Wir beschliessen nicht über die Hauptstrasse weiter zum Haifoss zu fahren sondern auf dem direkten Weg über die gestrichelte und nummernlose gelbe Strasse, die sich bis auf die ersten paar Meter aber sehr gut fährt. Unterwegs machen wir spontan am Gjain-Tal halt und sind überrascht über die Schönheit des Tälchens, das mit mehreren Wasserfällen, bizarren Felsformationen und üppiger Vegetation wie eine Oase im kargen Hochland wirkt. Der kalte Wind und einige Regentropfen halten uns allerdings davon ab ins Tal abzusteigen und wir bewundern es nur von oben.

Nach einer etwas ruppigen Fahrt über die Wartungsstraße einer Hochspannungsleitung geht es dann weiter zum Haifoss, den wir trotz des inzwischen trüben Wetters ohne Regen erleben. Der Wasserfall mit seiner Schlucht und dem Blick ins Tjorsadallur wirken im Licht des Wolkenspiels märchenhaft schön. Bei gutem Wetter kann man von Stöng aus auch in einer schönen Tageswanderung (5-6h) zum Fuss dieses mit 122m zweithöchsten Wasserfall Islands wandern. Von unten muss der Wasserfall noch beeindruckender wirken als von oben. Man könnte auch von unserem Aussichtspunkt aus ins Tal hinunter absteigen, allerdings sehen wir aufgrund des schlechten Wetters und aus Zeitmangel davon ab. Der Weg ist sehr steil und ziemlich glitschig.

Vom Haifoss aus sind wir recht flott in Hrauneyjar. Konfrontiert mit den (bekanntermassen) winzigen Zimmern ohne eigenes WC in Hrauneyjar nehmen wir das Upgrade ins sündhaft teure Haland-Hotel. Eigentlich hatten wir uns vor der Reise bewusst für die kleinen Zimmer der Hochlandunterkunft entschieden, aber die Aussicht an den nächsten zwei oder drei Tagen nach Wanderungen im Regen dann im winzigen Zimmer unsere Klamotten trocknen zu müssen und aus dem Zimmer 10m zum nächsten Klo oder der Dusche wandern zu müssen verleitet uns zum Upgrade. So kommen wir immerhin mitten im Hochland endlich mal wieder in den Genuss eines funktionierenden Fernsehers.

Freitag, 06.07.2007 – Tag 11

Hrauneyjar, trüb, Nieselregen, nur selten etwas klarer

Bei schlechten Wetter fahren wir von Hrauneyjar nach Landmannalaugar. Dort angekommen verzichten wir darauf, die Furt vor Landmannalaugar zu nehmen und gehen zu Fuß über die wenig vertrauenserweckend aussehende Holzbrücke. Wir beobachten von dort einen Autofahrer der sich sehr gekonnt durch die Furt schlängelt.

Schon auf dem Hinweg fällt uns der Algenreichtum der warmen Bäche auf, eine Folge des regen Badebetriebs in den warmen Quellen von Landmannalaugar. Tatsächlich sieht an jede Menge Leute in Badekleidung und Wanderschuhen durch Regen und Wind flitzen, um zu dem warmen Tümpel und zurück zu kommen. Allzu glücklich sehen die Zurückkommenden, die im ziemlich eisigen Wind allesamt versuchen die ca. 150m vom warmen Bad zurück unter die Dusche möglichst schnell im Laufschritt zu überwinden jedoch nicht aus.

Bei nur leichtem Regen nehmen wir den sichtlich viel begangenen Wanderweg, der zunächst durch das Lavafeld Laugahraun mit seinen kuriosen Formationen mit vielen Spalten, Höhlen und Türmen führt. Es ist erstaunlich, dass eine Lavamasse zu solchen mehr als haushohen groben Strukturen erstarrt. Darauf schließt sich ein weitläufiges Solfatarenfeld am Brennisteinsaldar an, das mit seiner im Regen leuchtenden Farbenvielfalt besticht. Als wir nach einem steilen Anstieg durch einen engen Passweg mit einem farbenprächtigen Hang auf der einen und Obsidianlavastrukturen auf der anderen Seite gehen, wird der Regen jedoch leider so stark, dass wir beschließen, zurück zu gehen. Die Aussichtspunkte an dieser Stelle bieten nur undurchdringlichen Nebel. Der Rückweg wird erschwert durch den durch den Regen und die inzwischen zahlreichen Wandergruppen aufgeweichten und ziemlich matschigen Boden.

Auf der Rückfahrt zum Haland-Hotel lässt der Regen schliesslich etwas nach und es grüßt uns ein Regenbogen über dem Hochland. Im Hotel angekommen geniessen wir nach der ganzen Nässe und Kälte des Tages in vollen Zügen die Hotelsauna, die erstaunlicherweise ausser uns niemand nutzt.

Samstag, 07.07.2007 – Tag 12

Hrauneyjar, geschlossene Wolkendecke, Regen

Das Wetter in Hrauneyjar ist so ungemütlich, dass wir beschliessen einen Museumstag einzulegen. Vor Hrauneyjar parken in Reih und Glied ca. 10 identische Touaregs mit Wolfsburger Kennzeichen. Keine Ahnung, was das für eine Aktion ist, aber vielleicht hört man ja noch was davon.

Wir fahren auf der F 261 auf der dem Thorsmörk gegenüberliegenden Seite der Krossa. Der Wasserstand in den Furten ist so niedrig, dass wir ziemlich weit kommen (bis zum Bogen der Straße nach Norden) und trotz des trüben Wetters die relativ gute Aussicht, v.a. auf den Eyjafjallajökull, aber auch schon in Richtung Myrdalsjökull, genießen können. Der Genuss wird nur getrübt durch ein paar isländische Halbstarke, denen es Spass macht mit ihren Superjeeps kreuz und quer in den flachen Seitenarmen der Krossa herumzufahren. Immerhin sehen wir dadurch wie niedrig der Wasserstand tatsächlich ist und fahren mit unserem Jimny auch noch ein paar Furten weiter als ursprünglich geplant.

Aber irgendwann drehen wir dann doch um und fahren von dort ins interessante Heimatmuseum in Skogar. Obwohl wir uns das Museum bereits vor drei Jahren angeschaut hatten, finden wir vieles nochmals faszinierend und entdecken so manches neues. Auch der alte Hausherr ist noch ganz bei der Sache und erklärt den staunenden Besuchern gerade die Funktion von Schlittknochen. Besonders haben es uns diesmal die schönen Schnitzereien angetan, die sich an vielen Gegenständen befinden, besonders an den Bettbrettern. Diese werden nachts seitlich ins Bett gesteckt und fixieren das Bettzug und verhindern Herausfallen. Tagsüber werden sie entfernt, um das Bett als Sitzmöglichkeit benutzen zu können.

In der Kirche des Heimatmuseums spielt Volker auf der alten aber gut gestimmten Tretorgel einen Choral. Das Verkehrsmuseum in der großen neuen Halle bietet so viele interessante Aspekte, dass uns wieder mal die Zeit nicht reicht. Susanne faszinieren erneut die großen Autos der 20er Jahre, besonders das eine mit Skiern an der Vorder- und Ketten an der Hinterachse.

Wir wollten uns als Mitbringsel eigentlich eine der schönen hölzernen Essdosen (Askur) holen, aber das einzige vorhandene Exemplar sieht ziemlich mickrig aus und soll zudem fast 150 Euro kosten. Daher belassen wir es dabei, die vorhandenen Exponate genau anzuschauen und zu fotografieren. Vielleicht finden wir ja noch was in einem „Handcraft-Laden“ (Edit: In der Zwischenzeit haben wir uns einen Askur aus Island bestellt, und zwar von Birkir Fanndal Haraldsson, von dem wir später heraus gefunden haben, dass er der Leiter des Kraftwerks auf der Krafla am Myvatn ist und in seiner Freizeit Askarnir und andere Holzobjekte herstellt).

Vom Museum fahren wir dann weiter zum nahegelegenen Wasserfall Skogarfoss und machen auch brav Fotos, aber er ist noch genau so langweilig wie vor drei Jahren.

Auf dem Rückweg machen wir Halt beim Seljalandsfoss. Dieser ist deutlich interessanter, da man auf einem Pfad unter einen Überhang hinter dem Wasserfall laufen kann, aber auch dort ist es so überlaufen, dass wir schnell weiter fahren. Nochmals ein paar Meter weiter gibt es einen weiteren Wasserfall am Campingplatz nicht weit vom Seljalandsfoss. Dieser liegt sehr malerischer in einer engen, gewundenen Schlucht.

Kurz bevor wir zurück in Hrauneyjar ankommen läuft direkt vor uns ein großer brauner Polarfuchs über die Straße – ein besinnlicher Ausklang dieses Tages…

Seite 1 , Seite 2 , Seite 3 , Seite 4 , Seite 5